Montag, 7. April 2008

Ostern in Ecuador

So, nun gibt es mal wieder einen kleinen Bericht ueber das Leben in Ecuador.

Die Zeit vergeht sehr schnell und Ostern liegt bereits hinter uns, deshalb moechte ich an dieser Stelle ein bisschen was zum Osterfest in der Parroquia San Lucas erzaehlen.

Wie war also die Karwoche?

Bis zum Gruendonnerstag (Jueves Santo) war es eigentlich eine ganz "normale" Woche, usser, dass im ganzen Land "Caminatas" stattfanden. Das sind Wanderungen mit den jeweiligen Heiligenfiguren. Unsere Parroquia hatte diesen Caminata dann am Dienstag. Es ging auf guten 12 bis 15 Kilometer von Guano (liegt auf ca. 2700m) rauf nach Ilapo (3.500m). Los ging es um 17.00 Uhr, Ankunft war dann gegen 20.45 Uhr. Dabei nahmen Leute aus allen Kommunitaeten teil und es wurden wie im Oktober 2007 beim damaligen Caminata die schweren Heiligenfiguren mitgetragen. Unsere Wanderung war also eine Nachtpilgerung.


Am Mittwochabend bzw. am Donnerstag selbst haben dann die Vorbereitungen fuer die "Fanesca" begonnen. Das ist eine spezielle Suppe die in Ecuador lediglich in der Karwoche gegessen wird (Gruendonnerstag und Karfreitag). Die Suppe besteht normalerweise aus 12 Gemuesesorten (symbolisiert die 12 Apostel) und wird mit Fisch, Ei und Kaese gegessen. Am Jueves Santo wurde die Suppe dann am Colegio in Ilapo zubereitet und ich hab mir erst mal schoen den Bauch vollgeschlagen, weil sie echt super lecker war. Ansonsten gab es keine Osterhasen, Ostereier oder Osterlaemmer, wie bei uns.



Am gleichen Tag hab ich dann nachmittags noch Besuch von Benedikt und Angie, sowie 6 Kids aus ihrer Fundacion in Quito erhalten. Da Jueves und Viernes Santo schulfrei war, bot es sich fuer sie an, einen Spontantrip aufs Land zu unternehmen.

Benedikt ist Voluntaer in Ambato, ca. 1 Std. noerdlich von Riobamba. Angie lebt und arbeitet in Quito, wo sie eine Fundacion fuer Kinder und Jugendliche leitet, die in ihrem Leben z.T. sehr schlimme Dinge erfahren mussten. Angie hab ich bereits zweimal kurz in ihrer Fundacion im Sueden Quitos besucht. Dort arbeiten auch die 3 Voluntaere, Sabine, Helge und Jan. Alle kenne ich von einem Infoseminar im Oktober 2006 und wir hatten auch zusammen das Zwischenseminar in Baños Ende Februar 2008.



Nun, meine Gaeste kamen also am fruehen Gruendonnerstag-Nachmittag an und ich hab sie am "Busstop" in Ilapo empfangen. Da das Pfarrhaus einen relativ grossen Saal hat, war es kein Problem sie dort unterzubringen und mit Matratzen zu versorgen. Am Abend haben wir dann gemeinsam die Messe besucht, in der es auch die Fusswaschung gab. Danach haben wir uns noch ausgiebig mit Padre Marco unterhalten.

Am Karfreitagmorgen waren wir dann zum Fruehstueck bei meiner "ilapenischen Mama" eingeladen, was die Serie der Einladungen starten sollte.... :)

Danach war es fuer die Jungs aus der Fundacion erst mal interessant die Stallungen mit Meerschweinchen, Hasen, Schweinen etc. anzuschauen.


Kurze Zeit danach sind wir dann in den Bus gestiegen und weiter hochgefahren. Auf einer Farm konnten wir uns 2 Pferde ausleihen und die Jungs sind im Wechsel geritten, waehrend das aeltere Semester (Angie, Benedikt und ich) schoen maschiert ist.




Spaeter haben wir dann noch beim Kuehemelken zugeschaut und sind schliesslich mit Don Edgar (Iapeño) wieder nach Ilapo zurueckgefahren, wo wir dann, nach kurzer Kaesereibesichtigung, auch schon wieder zum Mittagessen - Fanesca - eingeladen waren. Diese Einladung kam von Nancy einer "Lehrerkollegin" am Colegio in Ilapo. Hmmm, das war vielleicht lecker.


Am Nachmittag hat dann schliesslich der Kreuzweg in Ilapo stattgefunden, wobei Stationen aufgebaut waren oder auch nicht. Das Ganze ging vielleicht 1,5 bis 2 Stunden, bevor es in den Karfreitags-Gottesdienst ueberging.




Der Ablauf war hierbei dem unseren sehr aehnlich. Die Leidensgeschichte, wichtiger Bestandteil der Messe, wurde von Padre Marco, Benedikt und mir vorgetragen. Leider gab es keinen schoenen Abschluss, weil Padre Marco dies abrupt beendete, er hatte einen anderen Text, der mit dem unseren nicht uebereinstimmte - traurig, traurig.


Weiterhin gab es die Kreuzverehrung. Waehrend bei uns lediglich die Kreuze in der Karwoche verdeckt werden, ist dies hier auch mit den Heiligenfiguren der Fall bzw. diese werden dann einfach mit dem Gesicht zur Wand verdreht, sofern sie sich in einer Wandnische befinden, wie es bspw. in Ilapo der Fall ist. In der Messe hatte es sehr viel Leute und als Padre Marco schliesslich Richtung Ausgang lief erwarteten die meisten, dass es nun gleich den "Wiedereinzug" und die Kreuzenthuellung geben wuerde, doch dem war nicht so. Nach etwa 10 min ging es dann erst weiter. Wir haben uns nur gefragt, wo ist der Padre hin? Wie sich spaeter rausstellen sollte, war der zwischenzeitlich erst mal zum Essen ins Pfarrhaus entschwunden. Andere Laender andere Sitten, man kann sich darueber streiten, ob das korrekt von ihm war.

Nach dem regulaeren Messablauf, gab es dann ein Novum, als die Jesusfigur vom Kreuz abgenommen (einklappbare Arme) und ins Grab gelegt wurde. Schliesslich pilgerten die Leute am Grab vorbei, kuessten und beruehrten die Jesusfigur und danach ging es auf eine kurzen Pilgerzug durch den Ort, bevor man sich dann wieder in der Kirche traf.


Wir (Benedikt und ich) sind schliesslich ins Pfarrhaus zu den anderen gegangen und haben uns dort zusammen einen Film ueber das Leben Jesu angesehen. Normalerweise haetten wir fuer diesen Abend alle noch eine Einladung bei Doña Maria gehabt, allerdings war es nach der Karfreitagsmesse schon sehr spaet (etwa 20.00 Uhr) und ich wollte ihr dann Bescheid geben, dass wir nicht mehr kommen. Sie meinte dann aber, sie habe schon gekocht und so sind wenigstens Benedikt und ich hingegangen, um uns noch den Magen vollzuschlagen. :)


Am darauffolgenden Morgen (Karsamstag) waren wir dann schliesslich alle zusammen bei ihr, weil sie uns zum Fruehstueck einlud. :) Das war also die Einladungsserie, sehr genial und wie immer unglaublich gastfreundliche Menschen.

Meine Gaeste sind dann am Karsamstag-Mittag wieder in Richtung Ambato und Quito aufgebrochen und ich hab sie noch nach Riobamba begleitet. Nach einiger Wartezeit in Ilapo, sind wir schliesslich alle in eine Camioneta eingestiegen, da kein Bus kam. In Riobamba war dann Abschiedsagen angesagt, doch wir werden uns hoffentlich bald wiedersehen. Der "Landausflug" war fuer die Staedtler eine schoene Abwechslung und allen hat es sehr gut gefallen.

Die Osternacht war dann schliesslich eine lange. Wie bei uns wurde auch in Ilapo die Messfeier draussen mit dem Osterfeuer begonnen, (allerdings wurde dabei die "gebrauchte" Osterkerze verwendet). Danach war der Einzug in die Kirche, wo es dann mit der Messfeier weiterging. 7 Lesungen, eine PowerPoint-Praesentation von Padre Marco, die Tauferneuerung, Osterwassersegnung und Eucharistiefeier folgten.





Nach der fast 3 stuendigen Feier wurde der Altarraum entsprechend veraendert, die auferstandene Jesusfigur aufgestellt und alle Heiligenfiguren wieder richtig herumgedreht. Auch die Marienfigur spielt hier eine sehr wichtige Rolle. Nach der Messe wurde daher auch die Marienstatue komplett umgezogen (von lila in weiss). Nach der Osternachtsmesse gab es dann noch Musik und Tanz.


Der Ostersonntag wurde besonders gross gefeiert. Begonnen wurde der Tag mit einer Prozession der Jesus- und Marienstatue durch den Ort. Von den 15 Komunitaeten der Parroquia gibt es jedes Jahr eine Komunitaet, die fuer die Feier verantwortlich ist. Das lief dann so ab, dass von dieser Kommunitaet eine Abordnung von Leuten in Anzuegen gekleidet war (andere in Militaeruniformen) und in einer speziellen Feier nach der Messe, der auferstandene Jesus und die Mutter Gottes verehrt und gegruesst wurden. Direkt nach der Messe war wiederum eine Prozession durch den Ort, die dann auf dem "Festplatz" ihr Ende fand und die militaerisch anmutende Verehrungszeremonie stattfand. Dabei lief das Ganze ziemlich militaerisch ab. Es wurden wie bei den Patronatsfeiern im Oktober viele Imbussbuden und Staende aufgebaut, die die Leute mit Essen und Trinken versorgten, nach der Zeremonie war dann Musik und Tanz angesagt. Ich hab mich etwas frueher von der Feier verabschiedet, da ich meine liebe Mum (in DL) zu Ihrem 60. Geburtstag beglueckwunschen wollte. :)













Der Ostermontag wird in Ecuador nicht gefeiert, von daher war es ein Tag wie jeder andere und alles ging wieder seinen normalen Gang.

Soweit die News fuer dieses Mal, bald wieder mehr....ich gruesse alle Leser dieser Site und schicke Euch herzliche Gruesse aus Ec!!! Bleibt gesund und munter!

PS: Weitere Bilder findet ihr unter dem Link "Fotoalben" und "Ostern in Ilapo".